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Channel: thurgaukultur.ch blog » Katharina Alder
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Künstler auf die Barrikaden!

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Delacroixs Freiheit auf den Barrikaden (1830). Bild picture.alliance

In meinem zweiten Blogeintrag wollte ich mich ursprünglich erneut dem Thema Kritik zuwenden, nämlich der Frage nach der Kritik an Laienschauspielern. Dies hatte ich beabsichtigt, nachdem in der „Thurgauer Zeitung“ ein Darsteller der Bühni Wyfelde wegen seines schlechten Bühnendeutsches kritisiert worden war. Geplant war ein fröhliches Sinnieren über Sinn und Unsinn von Kritik. Doch angesichts der momentanen nationalen Entwicklungen in der Politik verblasst dieses Thema. Es stellen sich drängendere Fragen. Die Laienkritik werde ich daher zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgreifen.

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Das dominierende Thema der Schweizer Medienlandschaft ist: der Fall Hildebrand. Ich würde ihn eher als den Fall Blocher oder für uns im Thurgau auch als den Fall Lei bezeichnen, denn die Demontage des Nationalbankpräsidenten ist nur ein weiterer Akt des Spektakels, das wenige Exponenten unserer Politik aufführen und damit unser ganzes Land zerrütten. Begonnen hatte das Schauspiel um Geld und Macht mit einem Parteiausschluss einer gewählten Bundesrätin; es entwickelt sich nun einem furiosen, hassgeschürten Finale entgegen, nach dessen Ende womöglich sogar der soziale Frieden gefährdet ist.

Ich hatte geplant, dieses Thema bewusst auszulassen, in der Meinung, dass es hier auf dem Kulturblog fehl am Platz sei. Doch die neusten Entwicklungen veranlassen mich dazu, diese Absicht zu kippen. Denn ich persönlich bin überzeugt davon, dass der Kultur eine bedeutende gesellschaftliche und auch politische Rolle zukommt.

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In den dunkelsten Zeiten unserer Vergangenheit haben sich künstlerische Institutionen, teilweise unter schärfsten Bedingungen, bemüht, ihren Unmut und ihren Widerstand mit ihrer Arbeit auszudrücken. Auch die heutigen Kunstschaffenden sind dazu verpflichtet, dies ist meine absolute Überzeugung. Ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen (er tanzt schliesslich längst auf dem nationalen Parkett), jagen mir die aktuellen Ereignisse kalte Schauer über den Rücken und geprägt durch mein Geschichtsstudium glaube ich, dass nun alle Alarmglocken Sturm läuten und uns zum Widerstand aus unseren verschlafenen Nestern schellen.

Was ist die Aufgabe der Kunst in dieser Zeit? Wie sollen die Thurgauer Künstler beispielsweise auf ihren im Schweizer Fernsehen wörtlich hosenseichenden Kantonsvertreter reagieren? Wo bleiben die Sprünge auf die Barrikaden?


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